Die Lage der Sportstätten und der Sportler

Bergedorfer Zeitung, 26. Mai 1917

Zu Pfingsten endlich begann in Bergedorf wieder die Tennissaison, worauf der Spielverein Bergedorf e.V. per Anzeige aufmerksam machte – allerdings wirkte sich die allgemein verschlechterte Situation auch auf diesen Sport aus: das „Spielgeld“, d.h. die Platzbenutzungsgebühr, war auf drei Mark pro Person und Stunde erhöht worden, sodass ein einstündiges Doppel mehr kostete als ein Arbeiter am Tag verdiente. Und es war nur noch von einem Tennisplatz die Rede, während in den Vorjahren zusätzlich auf dem „Hulbeschen“ gespielt worden war (siehe BZ vom 24. April 1915 und 29. April 1916) – vielleicht gab es nicht mehr genug Spieler für mehrere Plätze.

Die genaue Lage der Plätze ist der Karte von 1904 nicht zu entnehmen: das Hotel „Fernsicht“ ist aber als Nr. 27 darin verzeichnet, und die Nr. 28 bezeichnet den „Spielplatz“, den Georg Hulbe zur Verfügung gestellt hatte. Auf dem als Nr. 29 eingetragenen „Tennisplatz“ spielt bis heute der exklusive Verein Ostende von 1893.

Bergedorfer Zeitung, 26. Mai 1917

Das Wettspiel des Bergedorfer Fußballklubs gegen den Fußballverein Werder Bremen, den Vorläufer des heutigen Bundesligisten SV Werder Bremen, fand laut Annonce auf dem „Waldschloßplatz“ statt, eventuell der vorgenannte „Spielplatz“ am Pannerstieg (heute Pannerweg).

Diese Begegnung muss ein sportliches Großereignis gewesen sein, denn ansonsten gab es für Fußballspiele keine Zeitungsinserate. Leider war in der BZ kein Spielbericht zu lesen: bis 1916 hatte das Blatt die Rubrik „Turnen, Sport und Spiele“ mit Berichten über sportliche Ereignisse, aber diese war vermutlich dem wegen Papiermangels reduzierten Umfang der Zeitung zum Opfer gefallen. So muss offenbleiben, wie das Spiel ausging.

Die Bremer standen sportlich vor ähnlichen Problemen wie die Bergedorfer, deren gesamte erste Mannschaft einberufen und durch Jugendliche ersetzt worden war (siehe BZ vom 17. Juni 1916). Wie sehr die Sportvereine schon 1914 durch den Krieg beeinträchtigt waren, wurde bereits in dem Beitrag Die Turner und der Krieg geschildert, und die Probleme hatten weiter zugenommen: für die Bergedorfer Turnerschaft von 1880, deren Turnhalle sich an der damaligen Schulstraße, heute Bult, befindet, liegen Zahlen vor: Anfang 1917 standen 232, d.h. etwa zwei Drittel, ihrer Mitglieder „im Felde“, und um diese kümmerte sich der Verein kontinuierlich seit kurz nach Kriegsbeginn: bei den wöchentlichen Treffen wurde „Liebes-Arbeit“ geleistet, wurden für alle BT-Soldaten Pakete mit Ess-, Rauch- oder Trinkbarem, einem Buch oder einer Zeitung gepackt oder es wurde zumindest ein Brief geschrieben (siehe BZ vom 22. Dezember 1916 und 17. Januar 1917).

Bergedorfer Zeitung, 21. Mai 1917

Der Bergedorfer Männer-Turnverein von 1860 bekam ein paar Wochen später ein zusätzliches Problem: die Stadt kündigte den Pachtvertrag für seine Turnhalle am Schulenbrooksweg, denn hierin sollte die vierte Volksküche eingerichtet werden. Die für die vorzeitige Kündigung zu zahlende Abstandssumme von 6.597,36 Mark entnahm man „den von der Stadt der Kriegsfürsorge zur Verfügung gestellten Mitteln“ (siehe BZ vom 23. Juni 1917). Auf einem in dem Sammelband Bergedorfer Bürger erzählen Geschichte, S. 51, enthaltenen Plan von ca. 1920 ist diese Halle eingezeichnet: sie lag westlich des Verbindungswegs zwischen Schulenbrooksweg und Bergstraße, heute August-Bebel-Straße.

Eine weitere oft für den Sport genutzte Spielstätte war der Frascati-Platz, siehe den Beitrag Sport fürs Vaterland.

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