Hansaschüler als Erntehelfer

Bergedorfer Zeitung, 14. Oktober 1916

Bergedorfer Zeitung, 14. Oktober 1916

Dieser im Oktober in der BZ abgedruckte Aufruf war weitestgehend wortgleich schon acht Wochen früher zu lesen gewesen (siehe BZ vom 10. August 1916): „Jungmannen“, also Mitglieder der Jugendwehr konnten ganz offiziell zur Einbringung der Kartoffelernte angefordert werden, und binnen eines Tages sollten diese mit ihrem Einsatz beginnen können, sofern der Antragsteller sich verpflichtete, für Unterkunft und Verpflegung auf seine Kosten zu sorgen.

Man darf aus der zweimaligen Veröffentlichung nicht schließen, dass dies ein Versehen war: je nach Sorte zieht sich die Kartoffelernte vom Sommer bis weit in den Herbst hinein – es gibt also mehrere Ernteperioden, für die jeweils Helfer benötigt werden. Und im Oktober müssen auch Spätkartoffeln so langsam aus der Erde, damit sie für den Winter und das Frühjahr eingelagert werden können.

aus: Ferdinand Ohly, Die Hansa-Schule ..., S. 28

aus: Ferdinand Ohly, Die Hansa-Schule …, S. 28

Die Jugendwehr sollte es also richten, und Bergedorf war dabei, wie aus dem rechts wiedergegebenen Bericht des Direktors der Hansaschule, Prof. Dr. Ferdinand Ohly, hervorgeht: 34 Hansaschüler meldeten sich zum Einsatz, der auf den Gütern Prestin und Buerbek erfolgte. Beide Güter lagen in Mecklenburg, und da die Stadt Bergedorf ihre Kartoffeln aus Mecklenburg erhalten sollte (siehe den Beitrag 65.000 Zentner Kartoffeln), lag darin vielleicht auch ein besonderer Leistungsanreiz für die Schüler.

Aus Ohlys nach dem Krieg verfassten Text soll ein Detail hervorgehoben werden: die „kräftige, aber derbe und reichlich fette Kost“ auf den Gütern verursachte Magenprobleme bei den Schülern, denn solches Essen kam in Bergedorf nicht mehr auf den Tisch: die Mägen waren in dieser Hinsicht „entwöhnt“ – angesichts der wöchentlichen Ration in Bergedorf von 45 g Butter, 30 g Margarine und 250 g Fleisch (siehe BZ vom 14. Oktober 1916) absolut glaubwürdig.

Bemerkenswert ist auch, dass neben den Schülern (arbeits-, aber nicht kriegsfähige) Soldaten sowie Kriegsgefangene arbeiteten, wobei mit letzteren eine (verbale) Verständigung allerdings unmöglich gewesen sein wird. Dennoch hätte man sich hier eine genauere Darstellung des Verhältnisses zueinander gewünscht.

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf 1916 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert