Wanderflegel

Bergedorfer Zeitung, 14. August 1916

Bergedorfer Zeitung, 14. August 1916

Der Empörung der Deutschen Turnzeitung gab die Bergedorfer Zeitung breiten Raum, denn angeblich waren die „Wanderflegel“ auch in Bergedorf ein Problem: von „widerlichsten Szenen“ auf dem Gojenberg wusste der Reporter, der auch angab, „wiederholt gegen die Auswüchse des Wandervogeltums Stellung genommen“ zu haben, was aber nur außerhalb des Blattes oder des Betrachtungszeitraums seit 1914 der Fall gewesen sein kann.

Den Wahrheitsgehalt der Schilderung der Deutschen Turnzeitung zu überprüfen kann im Rahmen dieses Blogs nicht geleistet werden – sicher gab es gelegentlich Trupps junger Menschen, die bei Ausflügen in die Umgebung großer Städte über die Stränge schlugen, aber ob es sich bei diesen um organisierte Wandervögel handelte, wie der Bericht insinuiert, ist fraglich. Vielleicht spielte es für die national gesinnten organisierten Turner eine Rolle, dass die (in sich vielfältige) Wandervogelbewegung eher der Jugend- und Lebensreformbewegung nahestand und sich teilweise explizit gegen den Einfluss Älterer, insbesondere der Lehrer, wehrte, was wiederum einen deutlichen Kontrast z.B. zu den Jugend-Kompagnien darstellte (für Bergedorf siehe hierzu Jürgen Klein).

Zum Verprügeln von Wanderflegeln wollten die Turner letztlich nicht auffordern, aber sie forderten größte Strenge der Behörden und drakonische Bestrafungen durch die Gerichte. Entweder schliefen Bergedorfs Autoritäten einschließlich des Amtsgerichts – oder es gab hier schlichtweg keine Fälle, über die die Zeitung hätte berichten können.

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf 1916 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert