Ochsenwerders alte Akten und die Herrenbracks

Bergedorfer Zeitung, 26. Juni 1916

Bergedorfer Zeitung, 26. Juni 1916

Über keine der Landgebietsgemeinden berichtete die Bergedorfer Zeitung so häufig und detailliert wie über Ochsenwerder. Dafür kann es zwei Gründe gegeben haben: zum einen war das Blatt von nebenberuflichen Reportern (oft den Dorfschullehrern) abhängig, und zum anderen gab es mit der Ochsenwerder Zeitung, einer teilidentischen Regionalausgabe der  Norddeutschen Nachrichten, einen Wettbewerber auf dem Medienmarkt (zu den Norddeutschen Nachrichten siehe Ulrich Hagenah, zu den bis 1907 erschienenen Vierländer Nachrichten, einem weiteren Ableger der Norddeutschen Nachrichten, siehe Bernd Reinert (2012)).

Die im Artikel angesprochene Diskussion um die Sommerzeit soll in einem späteren Beitrag aufgegriffen werden, die Gemeindefinanzen sollen nicht analysiert werden, denn zwei andere Punkte sind interessant genug: die materialknappheitsbedingte Sammelwut der Kriegszeit treibt (auch) dem Lokalhistoriker von heute die Tränen in die Augen: Teile der Schulgeschichte Ochsenwärders entschwanden ebenso zur „Hamburger Sammelstelle für Altpapier“ wie die „entbehrlichen Schriften und Formulare“ aus dem Gemeindearchiv – was mag da alles vernichtet worden sein?

Bergedorfer Zeitung, 27. April 1916

Bergedorfer Zeitung, 27. April 1916

Vielleicht sollte man das Gemeindearchiv aber auch nicht überschätzen, denn in Vielem verließ man sich auf die mündliche Überlieferung und Tradition, so auch bei den Herrenbracks. Diese Kette von Bracks zieht sich von der Ochsenwerder Twiete, am Voßort entlang bis über die Ochsenwerder Landstraße hinaus und ist aus dem Wasserlauf Binnen-Rheden entstanden, der einst Ochsenwärder von Tatenberg trennte (siehe http://www.vier-und-marschlande.de/wissen-ow.html) . Nach Ansicht der Ochsenwärder Gemeindevertreter gehörten diese Bracks „seit unvordenklichen Zeiten“ der Gemeinde – nach der Auffassung des Hamburger Senats gehörten sie dem Staate Hamburg, und Hamburg konnte seine Ansprüche offenbar besser dokumentieren und damit schließlich durchsetzen: nachdem bereits das Amtsgericht Hamburg die Ansprüche des Senats für berechtigt erklärt hatte (siehe den nebenstehenden Artikel), kam letztinstanzlich auch das Oberlandesgericht zu diesem Ergebnis (siehe BZ vom 21. Dezember 1916).

 

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