In den ersten Monaten des Jahres 1916 ging es oft um die Versorgung mit Kartoffeln, auf die hier aber nicht weitereingegangen wird, und vor allem um die Versorgung mit Butter, die ja schon in den Beiträgen Szenen beim Butterverkauf und Eine Protestkundgebung bei Bürgermeister Walli thematisiert wurde.
Die Butterkarte, die am 19. März 1916 eingeführt worden war, sollte Besserung bringen – doch ihre Einführung konnte die zur Verteilung anstehende Menge nicht erhöhen, und so hieß es denn auch in der Bekanntmachung der Landherrenschaften: „Die Karten (für Personen) und die Bezugsscheine (für Gastwirtschaften usw.) geben keinen Anspruch auf Lieferung von Butter.“ (BZ vom 15. März 1916)
Die Verteilung über die von der Stadt belieferten Händler klappte aber nicht: in der BZ vom 31. März wurden in einem offiziösen Text („von zuständiger Stelle wird uns geschrieben“) „außerordentliche Mißstände“ eingeräumt. Diesen versuchte man dadurch zu begegnen, dass man den Kundenandrang halbierte, indem man die Stadt in zwei Hälften teilte, die dann jeweils für zwei Wochen ihre Butterration empfangen sollten. Die Ausgabemenge blieb unverändert bei ¼ Pfund – allerdings musste man doppelt so lange damit auskommen, eben zwei Wochen.
Einen weiteren Beitrag zur Problemanhäufung leistete offenbar die von der Stadt auf 12 bis 19 Uhr festgesetzte Verkaufszeit, die es (auch bei Verlängerung auf 20 Uhr) vielen Arbeiterinnen und Arbeitern unmöglich machte, nach Feierabend noch einen Butterladen zu erreichen, sodass der Magistrat schleunigst eine zusätzliche Verkaufszeit am
Sonnabend von 18 bis 21 Uhr im städtischen Laden in „Stadt Lübeck“ einrichtete. Aber diese Aktion betrachtete er wohl mit gemischten Gefühlen, denn es stand nur „ein kleiner Restbestand Butter“ (und damit vielleicht zu wenig) zur Verfügung, und so wurde prophylaktisch vor einer (letztlich ausgebliebenen) Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung gewarnt.