Laue Gewerkschafter in Geesthacht

Bergedorfer Zeitung, 23. Februar 1916

Bergedorfer Zeitung, 23. Februar 1916

33 der Geesthachter Gewerkschaftsmitglieder waren nach anderthalb Jahren Krieg bereits gefallen –leider fehlt im Artikel der BZ die Angabe, wie viele Gewerkschaftsmitglieder insgesamt zum Militär eingezogen worden waren.
Der Zuwachs an Arbeitern in Geesthacht, Düneberg und Krümmel schlug sich offenbar nicht in einer steigenden Mitgliederzahl nieder, denn diese wurde nur als „schwankend“ bezeichnet. Die Gründe wüsste man gern, und ebenso sehr die Gründe der „Lauheit“ bei den Gewerkschaftern, und was mit Lauheit hier konkret gemeint war: schlechte Beitragsmoral? mangelndes Engagement in der Gewerkschaftsarbeit? und worin bestand die Gewerkschaftsarbeit angesichts des Burgfriedens, der Streiks zur Durchsetzung von Forderungen ausschloss?
Auch der Bildungsausschuss musste sich Kritik der Delegierten gefallen lassen – offenbar wegen Untätigkeit, denn die Forderung, er möge „etwas [!] zur Bildung und Unterhaltung der hiesigen Arbeiterschaft unternehmen“ war schon sehr deutlich.

Bergedorfer Zeitung, 27. Mai 1916

Bergedorfer Zeitung, 27. Mai 1916

Der Bildungsausschuss nahm die Kritik auf und organisierte Theateraufführungen, die durchaus anspruchsvoll waren: schon im Mai kam im Lokal von H. Mosel „Die Frau vom Meer“ auf die Bühne, präsentiert vom „Ibsen-Ensemble (Internationale Tournee Maria Rehoff)“, wie es auf den Ibsen-Seiten der Norwegischen Nationalbibliothek bezeichnet wird. Eine zweite Aufführung fand im August mit Henrik Ibsens „Rosmersholm“ und derselben Schauspielertruppe statt – vielleicht war der „Baumeister Solness“, ein Stück mit auch sozialkritischer Dimension, gerade nicht im Repertoire.

Auf jeden Fall kam Abwechslung in das Geesthachter Kulturleben, das nun nicht mehr auf Militärkonzerte, vor allem der Kapelle des Wachtkommandos, beschränkt war.

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf 1916 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert