Man brauchte Geld für Verwundete und Kriegsinvalide, und so riefen Bergedorfs Bürgermeister und Vereine (siehe auch die Anzeige am Ende dieses Beitrags) zu dieser besonderen Geldsammelaktion auf: es sollte nicht einfach eine Haus- und Straßensammlung durchgeführt werden, sondern die Spender erhielten zusätzliche Anreize: wer Geld gab (zwischen 50 Pfennig und 100 Mark), durfte einen Nagel in ein Wappen der Stadt Bergedorf einschlagen, erhielt ein Erinnerungsblatt und wurde mit seinem Namen in ein eisenbeschlagenes Buch eingetragen.
Eine originelle Idee? Nun, nicht wirklich, denn die erste Nagelungsaktion fand in Wien statt, dort war es ein „Wehrmann in Eisen“ (siehe BZ vom 30. Juni 1915); zahlreiche andere Städte folgten rasch, wobei die Bergedorfer immerhin schneller waren als Hamburg und Altona mit dem „Eisernen St. Michael“ bzw. dem „Isern Hinnerk“ (siehe BZ vom 15. Juli und 26. August 1915). Auch die Idee, durch eine Wappen-Nagelung an National- und Lokal-Patriotismus zugleich zu appellieren und die Eitelkeit der Geber zu bedenken, war keine Bergedorfensie, wie aus einer breitgefächerten Darstellung bei Wikipedia hervorgeht.
Gestaltet wurde dieses Bergedorfer Wappen von Georg Hulbe, über den im Beitrag über Das Villenviertel weitere Informationen zu finden sind, und da das gut einen Meter hohe Wappen bei der Aktion in einer Holzhütte aufgestellt war und anschließend ins Bergedorfer Schloss verbracht wurde, wo es sich heute im Bestand des Museums befindet, ist es in einem hervorragenden Zustand, wie das 2015 aufgenommene Foto zeigt:
Auch das genannte Buch befindet sich im Museum; es ist aber zur Zeit wegen der umfangreichen Renovierungsarbeiten im Schloss nicht zugänglich.
Der Reinertrag nach Abzug aller Unkosten betrug 11.785,85 M (laut BZ vom 26. Juli 1915); allerdings sollten Spenden weiterhin möglich bleiben, und über eine weitere Spende (eines Deutsch-Amerikaners aus den USA) berichtete die Bergedorfer Zeitung auch am 31. August 1915. Die Nagelung des Geesthachter Stadtwappens einige Monate später erbrachte 10.659,98 Mark (siehe BZ vom 14. März 1916) – wenn hierin nicht Großspenden der Dynamitwerke und der Pulverfabrik enthalten waren, ist dies angesichts des Größen- und Finanzkraftgefälles zwischen Bergedorf und Geesthacht ein erstaunlich hoher Wert.