(Keine) Dampfentwässerung

Immer wieder berichtete die Bergedorfer Zeitung „Aus Vierlanden“, und in aller Regel befassten sich die folgenden Artikel mit dem Wetter und den Ernteaussichten, was nicht erstaunen kann, denn vor hundert Jahren waren die Vierlande wie die Marschlande fast rein agrarisch geprägt, und vom Wetter war die Ernte noch stärker abhängig als heute.

Bergedorfer Zeitung, 1. April 1915

Bergedorfer Zeitung, 1. April 1915

„Im Märzen der Bauer die Däumchen wohl dreht“ hätte man offenbar in den Vierlanden und in Teilen der Marschlande in Abwandlung eines Volkslieds singen können: nicht wegen des kriegsbedingten Pferdemangels, sondern wegen der Wasser- und Bodenverhältnisse. Gose- und Dove-Elbe waren damals noch Tidegewässer und die Entwässerungs-Bockwindmühlen mit archimedischer Schraube konnten nicht dorthin entwässern,wenn die Elbe Hochwasser führte, sodass weite Ländereien unter Wasser standen und der Kirchwerder Ortsteil Seefeld seinem Namen alle Ehre machte. Dies änderte sich erst in den 1920er Jahren, wie Manfred Buhk (in: Vierlande. Kulturgeschichte zwischen Elbe und Bille, Band 3, Hg. Kultur- und Geschichtskontor, Hamburg 2010, S. 256 – 273) und Simone Vollstädt schreiben. Neidvoll blickte man von hier auf Billwerder, Allermöhe und Moorfleet und die dort bereits 1886 geschaffene „Dampfentwässerung“, d.h. ein mittels einer Dampfmaschine betriebenes Entwässerungssystem. Als diese Anlage am 7. Juli 1914 wegen Umbaumaßnahmen nicht in Betrieb war und wolkenbruchartige Regenfälle niedergingen, sah sich der Senat sogar dazu veranlasst, den Betroffenen den durch die Monate dauernde Überschwemmung entstandenen Schaden auszugleichen, wie die Bergedorfer Zeitung am 17. August 1915 meldete. Die Bürgerschaft stimmte dem Senatsantrag zu.

Bergedorfer Zeitung, 17. August 1915

Bergedorfer Zeitung, 17. August 1915

 

Dieser Beitrag wurde unter Bergedorf 1915 veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert