Anmelden



Fachinformationsführer: wieso, weshalb, warum?

1. Dezember 2010 von

Fachinformationsführer ist ein schreckliches Wort. Damit sind Sammlungen bibliothekarisch erschlossener Links in Fachportalen gemeint. Manchmal heißen sie such wegbuide, Fachinformation, oder einfach Internetressourcen. Abgesehen von dem optimierbaren Namen stellt sich die Frage: Was ist das Problem, für das der er eine Lösung darstellt? Können andere Dienste das nicht besser?

Ja, aber ein Fachinformationsführer soll meines Erachtens nicht ein Katalog des Internets sein (daran ist unter anderem Yahoo gescheitert). Das heißt es wird nicht alles, auch nicht alles thematisch zum Fach passendes gesammelt. Die Ressourcen dafür könnten niemals groß genug sein.

Er soll meines Erachtens auch nicht versuchen, ein Konkurrenzinstrument zu Google als einer algorithmenbasierten, allgemeinen Suchmaschine zu sein.

Die Nische für einen Fachinformationsführer sehe ich da, wo Recherchen in Google zu Ärger bei den Nutzern führen. D.h. da, wo Google zu viel findet und vor allem zu viel Irrelevantes, dass in mühsamer Klickarbeit aussortiert werden muss.

Ein Fachinformationsführer kann es sich erlauben, vieles nicht aufzunehmen, da er nicht das allgemeine sondern nur das spezielle Interesse bedienen muss. So kann er dann über seine Systematik einen leichten Zugang fachlich sinnvoll gruppierten Ressourcen bieten.

Über Google finde ich beispielsweise leicht die Homepage einer bestimmten Stadt oder einer Universität. Aber es macht größere Arbeit, Listen mit z.B. mehreren Forschungseinrichtungen zu einem bestimmten Thema, Behörden mit ähnlichen Aufgaben in unterschiedlichen (Bundes-)Ländern, etc. zu finden. Dies ist in einem Fachinformationsführer durch die Kombination von Ressourcentyp, Länder- und Fachsystematik und ggfs. Schlagworten möglich.

Daraus wird m. E. auch deutlich, dass auch die Konzeption des Sammelprofils eng mit der der Fachsystematik zusammenhängen sollte. Nur vielleicht muss die Frage bei deren Erstellung nicht sein, wie sich das jeweilige Fach systematisch gliedert, sondern auf welche  Fragen der Fachinformationsführer bessere (weil präzisere) Antworten geben kann als eine Suchmaschine.

4 Responses to “Fachinformationsführer: wieso, weshalb, warum?”

  1. Es gibt noch eine Reihe weiterer Namen für Fachinformationsführer, die hier noch nicht genannt sind: Subject Guide, Subject Gateway, FI-Guide, Internetquellen-Verzeichnis 😉
    Gemeint ist in jeden Fall die Auswahl, Erschließung, Speicherung und Archivierung (!) von frei zugänglichen Internetquellen mit wissenschaftlicher Relevanz für das jeweilige Fach als Bestandteil des Sammelauftrags der SSG-Bibliotheken. In diesen Fachinformationsführern werden sowohl thematische Webseiten als auch digitale Einzeldokumente/Volltexte (digitale Bücher, Working Papers, Preprints etc.) und andere Medientypen (wie z.B. Audiomaterial, Videoclips, Animationen) auf der Grundlage standardisierter Metadaten (Dublin Core; Fach- und / oder Universalklassifikation; Fach- oder Universalthesaurus) erschlossen.
    Durch das Ausrufezeichen habe ich versucht, zu verdeutlichen, dass zu dem offziellen Auftrag seitens der DFG auch die Archivierung dieser Quellen gehört, damit sie „im Zugriff“ für dei Wissenschaft bleiben können, auch wenn es die entsprechende Webseite mal nicht mehr gibt (und das passiert ja recht häufig). Allerdings muss man wohl sagen, dass gerade der Punkt Archivierung wohl von den wenigsten Fachinformationsführern berücksichtigt wird und aufgrund der zur Verfügung stehenden (oder gerade aufgrund der nicht zur Verfügung stehenden) technischen Möglichkeiten der ViFas bzw. der ViFa-betreibenen Einrichtungen kaum oder jedenfalls selten zu erfüllen ist.

    Neben der Möglichkeit in den im Fachinformationsführer erschlossenen Metadaten zu suchen und zu browsen (thematisch, geographisch, nach Ressourcentyp, …), ist eine Volltextsuche über die verzeichneten Webseiten und Online-Dokumente aus meiner Sicht der große Vorteil gegenüber globaler Websuchmaschinen. Die verzeichneten Quellen dienen als Startmenge für eine fachlich eingeschränkte Websuche, die Qualität der Suchergbnisse ist dann abhängig von der eingestellten Suchtiefe des Crawlers und anderen vielleicht beinflussbaren Faktoren.

  2. Peter sagt:

    Hier schreibt endlich mal jemand, der das Prinzip verstanden hat. Das scheint dann was zu werden mit der Akte. Weiter so.

  3. Vielen Dank Michael und Peter!

    Die Qualitätskriterien der ViFaRecht kannte ich schon, sie basieren auf den Qualitätskriterien, die in Academic LinkShare für alle Verbundpartner verpflichtend sind und wir werden sie natürlich auch hier verwenden. Aber der Text von Bargheer war mir noch neu.

    Das Sammelprofil und die Fachsystematik müssen aber noch enger definiert werden, glaube ich, wenn der webguide so funktionieren soll, wie ich es erhoffe.

    Wir werden versuchen, ein sehr eng an den Nutzern orientiertes und sehr schlankes Portal zu bauen. Ein Websuchraum und eine Volltextsuche in OA-Volltexten gehören aber zu den erwünschten Ausbaustufen.

    Bei der Archivierung hoffe ich, dass die Praxis (z. B. an der BSB) zeigt, dass nicht ganz so viel Aufwand benötigt wird, wie befürchtet.